Die Traumdiebe by Cherie Dimaline

Die Traumdiebe by Cherie Dimaline

Autor:Cherie Dimaline
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
veröffentlicht: 2020-02-10T13:48:52+00:00


14

Die Fremden

Als wir die Männer einholten, war es Mittag. Sie schienen ziemlich faul und unordentlich zu sein. Auf dem Weg waren wir über mehr Müll und Spuren von ihnen gestolpert, als wir die ganzen letzten Monate gesehen hatten. Wieder einmal hatten sie sich nicht die Mühe gemacht, zusammenzupacken und weiterzuziehen. Stattdessen gammelten sie herum. Als Chi-Boy und ich den Rand ihres Lagers erreichten, saß der Größere von den beiden an einen Baum gelehnt auf einem Klappstuhl und schnitzte an einem kleinen Stück Holz. Er hatte breite Schultern und lange, dünne Haare, die in zwei unordentlichen Zöpfen unter seinem roten Hut hervorlugten. Der andere Mann trug von Kopf bis Fuß Tarnkleidung, die ihm nicht besonders half, und schien, den Tarnhut übers Gesicht gezogen, neben dem kleinen Feuer auf dem Boden zu schlafen. Worauf warteten sie nur?

Wir kehrten zu Miig zurück, der mit dem Rest der Gruppe etwas weiter weg gewartet hatte, um ihm zu berichten.

»Das gefällt mir nicht. Wir bleiben zusammen. Und passt auf, dass ihr die Mädchen immer im Auge behaltet.« Er redete nur mit uns beiden. Als er die Mädchen erwähnte, blickte ich zu Rose hinüber, die neben Minervas Karren stand und RiRis Hand hielt. – Boy hielt ab da seinen Blick auf Wab gerichtet.

»Chi-Boy, du hältst dein Messer bereit. Und French?« Er gab mir eins der zwei Gewehre, die wir besaßen. »Es ist geladen, und das bleibt es auch, bis wir an den beiden vorbei und wieder allein sind.«

Nickend schulterte ich das Gewehr. Ich war damit vertraut. Wir alle waren das. Dafür hatte Miig gesorgt. Wenn es sein musste, konnte ich ein Eichhörnchen vom Ast schießen, auch wenn sich die Menge an Fleisch noch nicht einmal für ein Kleinkind lohnte. Das hatte ich auf die harte Tour lernen müssen.

Wir gingen zu den anderen.

»Also, die Männer sind direkt hinter den Kiefern da. Wir können sie nicht einfach meiden, es ist unsere Pflicht nachzuschauen, wer sie sind und ob sie Hilfe brauchen. Oder ob jemand von uns sie vielleicht von früher kennt. Aber wenn es wirklich Fremde sind, müssen wir weiter. Und wenn es mehr als Fremde sind, wenn sich herausstellt, dass sie gefährlich sind, müssen wir zuerst an uns selbst denken. Das ist wichtig.«

Miigs Ton machte uns Angst, allen bis auf RiRi, die sich zu freuen schien.

»Sind es Kinder, French?« Ihre Stimme war ganz hoch vor Aufregung.

»Nein, Ri. Es sind Erwachsene. Zwei Männer.«

»Oh.« Sie trat mit ihren dreckigen rosa Gummistiefeln nach dem Boden. »Aber vielleicht haben sie woanders Kinder, oder? Vielleicht sind sie auf dem Weg zu ihnen.«

»Klar, Ri. Vielleicht.«

Wab zog sie an sich und umarmte sie so fest, dass RiRi die Mütze über die Augen rutschte. RiRi lächelte in Wabs Armen.

»Okay, dann wollen wir mal. Ich übernehme mit French die Spitze, übliche Aufstellung, Chi-Boy bildet die Nachhut.« Wir stellten uns nach seinen Anweisungen auf und schlichen durch die Bäume.

Wir waren noch zwei Baumreihen von ihnen entfernt, als einer der Männer rief: »Wer ist da?«

Miig und ich blickten uns schweigend an. Nicht die Tatsache, dass sie uns bemerkt hatten, beunruhigte uns, sondern dass die Männer sich sicher genug fühlten, nach uns zu rufen.



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